Wie zukunftsfähig sind unsere Vereine? Mit welchen Ideen und Konzepten begegnen sie den anstehenden Veränderungen in unserer Gesellschaft? – Mit diesen Fragen suchte der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) aus den über 2200 Vereinen Preisträger für den seit 2008 vergebenen FLVW-Zukunftspreis. Die eingesetzte Jury unter Leitung von Dr. Klaus Balster hat auf ihrer Sitzung am 20. Januar 2022 alle Bewerbungsunterlagen eingehend gesichtet und nach Abschluss der Beratungen den TuS Lipperode als 1. Sieger gekürt.
Justin Kemper, stellvertretender Abteilungsleiter Fußball beim TuS Lipperode, stellte den „Dorfverein“ mit über 1000 Mitgliedern anhand seiner Struktur, seines Leitbildes und seiner Chronik in der Bewerbung vor. Das Hauptaugenmerk wurde dabei auf die Problemlage im Frühjahr 2018 und der Vereinsentwicklung der letzten vier Jahre gelegt. Im Jahr 2018 verzeichnete der TuS Lipperode rückgängige Mitgliederzahlen im Jugendbereich und konnte den Spielbetrieb häufig nur durch Spielgemeinschaften aufrechterhalten. Posten im Ehrenamt konnten teilweise nur noch kommissarisch oder gar nicht mehr besetzt werden. Auch die einzelnen Abteilungen des Vereins spalteten sich zusehend ab. Zu der sowieso schon schwierigen Situation wurden im März 2018 Teile der Sportanlage bei einem verheerenden Brand fast vollständig zerstört. Der TuS Lipperode stand vor einem „großen Scherbenhaufen“ und benötigte dringend ein Konzept, um die großen Herausforderungen zu meistern. Kemper: „Wir stellten uns die Fragen wie wir ein neues Wir-Gefühl aufbauen können, was wir für Jugendliche tun können um sie für unser Sportangebot zu begeistern, wie wir das Ehrenamt wieder attraktiv machen und wie wir den Verein in das Dorfleben integrieren können.“
Der Verein wagte einen Neuanfang und entwickelte das einprägende Vereinsmotto „Gelebte Gemeinschaft“, welches sich auf die alten Tugenden und Stärken des TuS Lipperode beruft. Um Jugendliche wieder für das Sportangebot zu begeistern, wurden qualifizierte Jugendtrainer eingestellt bzw. weitergebildet sowie über die Vereinsjugendleitung regelmäßige gemeinsame Ausflüge und Feiern organisiert. Auch die Öffentlichkeitsarbeit wurde durch den Neuaufbau des Social-Media Auftritts und der Einrichtung einer TuS-App ausgeweitet. Ebenso konnten durch die Eröffnung des Fitnessraums und der Gründung einer E-Sport Abteilung weitere Zusatzangebote geschaffen werden. All die genannten Faktoren führten, nun vier Jahre später dazu, dass alle Jugendmannschaften im Fußball wieder ohne Spielgemeinschaften gestellt werden können und es einen abteilungsübergreifenden Zuwachs im Jugendbereich gibt.
Um das Thema Ehrenamt attraktiver zu gestalten, wurden neue Wege bei der Besetzung der Posten eingeschlagen. Die Posten werden beim TuS nun auch als Tandem oder gar als Team ausgefüllt, so dass die anfallenden Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden können. Aktive Sportler der Seniorenteams werden in Vereinsentscheidungen eingebunden und somit für das Ehrenamt begeistert. Zusätzlich finden regelmäßige Workshops zur Vereinsentwicklung und Events für Ehrenamtler statt. Im Mai 2020 wurde zudem mit der Ehrenamtsbeauftragten eine feste Größe für alle Belange um das Ehrenamt ernannt.
Der TuS Lipperode wird aktuell häufig als das „Aushängeschild“ des Dorfes bezeichnet. Dies wurde unter anderem durch den Austausch mit anderen Vereinsvertretern, der Unterstützung umliegender Unternehmen (z.B. Spendenaktionen), der Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Krankenhaus (z.B. Wiederbelebungskurse) sowie der Erweiterung des Breitensportangebotes (z.B. Boule, Bogenschießen und Blasrohrschießen) erreicht. Durch den Schulterschluss der Abteilungen, das gemeinsame Anpacken bei den vielen nötigen Arbeitseinsätzen, den regelmäßigen konstruktiven Austausch sowie den gemeinsamen Feierlichkeiten wird das Motto „Gelebte Gemeinschaft“ im Verein gelebt, so dass der TuS Lipperode auch nach außen hin wieder geschlossen auftritt und im Ansehen, auch außerhalb Lipperodes, zugenommen hat.
Justin Kemper freut sich über den Gewinn des TuS Lipperode, der bei der zeremoniellen Preisverleihung ein Preisgeld von 2000€ sowie ein professionell produzierten Imagefilm erhält: „Der Gewinn ist für den TuS eine Bestätigung, dass der eingeschlagene Weg genau der richtige ist und wir so weiter machen werden. Das Preisgeld wird direkt wieder in das Sportangebot investiert.“ Hier hat Kemper den in kürze geplanten Bau eines Beachvolleyball / Beachsoccer Platzes im Auge, welcher das ohnehin schon attraktive Angebot des Vereins noch attraktiver macht.